Symbolbild für K.O.-Tropfen als Droge im Glas
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Vorsicht vor K.O.-Tropfen

Was Sie über diese gefährlichen Substanzen wissen sollten

Der Begriff K.O.-Tropfen ist dem Boxsport entlehnt und meint Substanzen, die schnell zu einem Knockout führen. Meist werden sie jungen Frauen* verabreicht, um Sexualdelikte an ihnen zu verüben. Deshalb gelten sie auch als Vergewaltigungsdrogen. K.O.-Tropfen werden häufig in Clubs, Bars und auf öffentlichen Veranstaltungen verabreicht. Aber auch bei Betriebsfeiern, auf privaten Partys und bei online vereinbarten Dates werden sie Getränken beigemischt.

Welche Substanzen zählen zu den Knockout-Tropfen?

Insgesamt werden über 100 Stoffe als K.O.-Tropfen bezeichnet. Die bekanntesten sind Gamma-Hydroxybutyrat (GHB) und Gamma-Butyrolacton (GBL), beides Partydrogen. GHB ist auch als Liquid Ecstasy bekannt und fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. GBL hingegen ist frei erhältlich und wird im menschlichen Körper innerhalb kurzer Zeit in GHB umgewandelt. Der verwendete Wirkstoff ist meist eine Mischung aus Schlaf- und Beruhigungsmittel, angst- und spannungslösenden Substanzen sowie Betäubungsmitteln.

Viele dieser Substanzen sind farb- und geruchlos und in geschmacksintensiven Getränken kaum herauszuschmecken. Sie werden als Flüssigkeiten, Pulver, Kapseln oder Tabletten Getränken oder Mahlzeiten beigemischt.

K.O.-Tropfen: Wirkung und Symptome

In geringen Dosen wirken Knockout-Substanzen euphorisierend und enthemmend. In höheren Dosen machen sie müde und haben eine betäubende Wirkung. Bei entsprechender hoher Dosierung fallen die Betroffenen in tiefen Schlaf oder werden bewusstlos. Die Wirkung hält mehrere Stunden an. In Kombination mit Alkohol oder anderen Drogen können die Substanzen in hoher Dosierung sogar zum Tod führen.

Die Wirkung setzt sehr schnell ein: nach nur 10 bis 20 Minuten. Kurz nach der Einnahme fühlen sich die Frauen* gut und leicht berauscht. Sie wirken als wären sie betrunken. Daher schöpfen sie und ihr Umfeld nicht gleich Verdacht. Sobald die K.O.-Tropfen ihre volle Wirkung entfalten, sind die Betroffenen willenlos und können sich nicht mehr zur Wehr setzen. Das nutzen die Täter aus, um beispielsweise Sexualdelikte zu verüben.

Mögliche Symptome sind:

  • enthemmtes Verhalten
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Konzentrationsstörungen
  • Müdigkeit
  • Willenlosigkeit
  • Atemnot
  • Erinnerungslücken oder Erinnerungsverlust

Viele der betroffenen Frauen* leiden nach der Einnahme dieser Substanzen an Konzentrationsstörungen, Übelkeit, Panik und Erinnerungslücken. Auch ein kompletter Erinnerungsverlust ist möglich. Einige kommen an Orten zu sich, die sie nicht kennen. Sie wissen nicht, wie sie dorthin gekommen sind, und können sich nicht erinnern, was vorgefallen ist. Aufgrund dieser Erinnerungslücken gehen die Täter oft straffrei aus. Das muss aber nicht so sein. Sie können Spuren für eine eventuelle spätere Anzeige sichern lassen. Außerdem müssen Ihnen der oder die Täter für eine Anzeige nicht bekannt sein. Sie können sogar ohne gesicherte Proben Anzeige erstatten. Eventuell gibt es Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben.

Wie kann ich mich vor K.O.-Substanzen schützen?

Feiern setzen wir meist mit Ausgelassenheit und Unbeschwertheit gleich. Wir möchten uns amüsieren und Spaß haben. Das machen sich die Täter zunutze. Achtsamkeit kann helfen, das Risiko, K.O. getropft zu werden, zu reduzieren.

Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt:

  • Bestellen Sie Ihr Getränk direkt beim Personal.
  • Lassen Sie Ihr Getränk nicht aus den Augen.
  • Nehmen Sie keine offenen Getränke von Fremden an.
  • Bei Unwohlsein oder Übelkeit wenden Sie sich in Bars oder Diskotheken an das Personal oder ihre Freund*innen.
  • Lassen Sie sich nicht von Fremden nach Hause bringen.
  • Wenn Sie mit Freund*innen unterwegs sind, achten Sie aufeinander.
  • Kümmern Sie sich um Freund*innen, die zu viel getrunken haben oder sich seltsam verhalten.

Denken Sie daran, dass Knockout-Tropfen nicht nur von Fremden verabreicht werden. Auch Bekannte, Freunde und Kollegen können Täter sein.

Selbst wenn Sie diese Vorsichtsmaßnahmen befolgen, haben Sie keinen 100%igen Schutz vor Knockout-Tropfen. Falls jemand Sie K.O.-tropft, bedeutet das nicht, dass Sie nicht achtsam genug waren. Die Schuld liegt niemals bei den Betroffenen, sondern immer bei den Tätern.

Verdacht auf K.O.-Tropfen: Wie verhalte ich mich?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihnen jemand eine K.O.-Substanz verabreicht hat, sollten Sie rasch handeln. Denn die Stoffe bauen sich im Körper schnell ab. Im Blut sind sie nur bis zu 6 Stunden und im Urin bis zu 12 Stunden nachweisbar.

Deshalb empfehlen wir für eine eventuelle Anzeige, Urin- und Blutproben sichern zu lassen. Wenden Sie sich hierfür an die Gewaltambulanz Heidelberg. Die Spurensicherung erfolgt kostenlos und anonym. Die Gewaltambulanz ist 24 Stunden täglich unter der Telefonnummer 0152 – 54648393 erreichbar. Wenn Sie keinen konkreten Verdacht haben, aber nach einer Party oder einem Clubbesuch unter den oben genannten Symptomen leiden, raten wir ebenfalls, Blut- und Urin auf K.O.-Tropfen untersuchen zu lassen. Eine Spurensicherung verschafft Ihnen Zeit, denn Sie können in Ruhe überlegen, ob und wann Sie Anzeige erstatten möchten.

Erinnerungslücken erschweren die Verarbeitung

Vielen Betroffenen ist zunächst nicht bewusst, dass sie Opfer einer Straftat geworden sind. Denn die Wirkung von K.O.-Tropfen ähnelt der von anderen Betäubungsmitteln. Wenn beispielsweise Alkohol oder Drogen konsumiert wurden, schreiben viele Frauen* die Erinnerungslücken diesen Substanzen zu.

Das Erleben von sexualisierter Gewalt unter Einfluss von K.O-Tropfen kann traumatische Folgen für die Betroffenen haben. Aufgrund der mangelnden Erinnerung können sie die Symptome nicht dem Vorfall zuordnen. Zudem können die Ungewissheit und die quälenden Fragen zum Geschehen sehr belastend sein. Daher empfehlen wir, eine Fachberatungsstelle wie den Frauennotruf Heidelberg aufzusuchen. Hier erhalten Sie Hilfe und Unterstützung, um mit dem Vorfall umzugehen.

Sie erreichen uns zu unseren telefonischen Sprechzeiten. In dringenden Fällen können Sie sich auch an das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der 24-Stunden-Telefonnummer 116 016 wenden.